Freitag, 2. Januar 2015

Mail eines ehemaligen Ö1-Club-Mitglieds an die ORF-Führung

Warum ich meine Klubmitgliedschaft beendet habe, habe ich in folgendem Mail an Dr. Wrabetz und Mag. Grasl begründet:


Sehr geehrter Herr Generaldirektor Dr. Wrabetz, sehr geehrter Herr Finanzdirektor Mag. Grasl,

knapp vor Weihnachten habe ich nach sehr vielen Jahren und sehr schweren Herzens meine Mitgliedschaft beim Ö1-Club beendet. Grund dafür ist die Zusammenarbeit des ORF mit dem Automatenhersteller Novomatic. Wer von Novomatic Geld nimmt, braucht meines nicht!

Ich frage mich, wie ein Unternehmen wie der ORF mit so einem Unternehmen zusammenarbeiten und sich sogar die Kosten von Festspielen (sic!) aus dieser Quelle sponsern lassen kann. Überspitzt formuliert zahlen tausende finanziell wegen der Automatenspielsucht (meistens) des Vaters ruinierte Familien die Premierekarten von einigen sehr wohl Bestallten in Salzburg et al. mit.

Der ORF ist vielfältig humanitär und philanthropisch unterwegs, die Aktion "Licht ins Dunkel" ist ein Meilenstein und ein weltweites Vorzeigeprojekt. Indem Sie die Augen davor verschließen, woher Ihre Sponsorengelder im Endeffekt kommen und wer Ihre Partner sind, desavouieren Sie das Engagement Ihrer eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:

Vor Weihnachten haben Ihre Kollegen von Ö3 das Ö3-Weihnachtswunder gestartet, um damit u.a. den Licht-ins-Dunkel-Soforthilfefonods zu dotieren. In Ö3 wurden zahlreiche Familien vorgestellt, denen damit in der Vergangenheit geholfen werden konnte. Ein Beitrag über eine Familie, die wegen Automatenspielsucht verarmt ist und an deren teilweise nicht mal mehr beheizten Wohnung das Christkind ganz sicher vorbeigeflogen ist, war meiner Erinnerung nach nicht darunter.

Ich ersuche Sie daher, die Liste Ihrer Kooperationspartner einmal kritisch zu hinterfragen, nicht jede unternehmerische Tätigkeit, die erfolgreich und legal ausgeübt wird, ist gesellschaftlich wirklich erwünscht und sollte durch Einrichtungen wie den ORF geadelt werden. Sonst könnten Sie ja auch einen Ö1-Panorama-Bericht über Menschenhandel und Zwangsprostitution von ein paar legal Bordelle betreibenden Gürtelgrößen finanzieren lassen.

Mein Satz von oben über das Brauchen von Geld ist leider ein wenig irreführend: Eine Klubmitgliedschaft kann ich beenden, die GIS-Zahlungen als Hörer und Seher von ORF-Programmen aber nicht. Daher hätte ich eine Idee, die ich von der Katholischen Kirche abgeschaut habe. Hier ist es, zumindest in unserer Diözese, möglich, 50 % des Kirchenbeitrags zweckzuwidmen.

Was halten Sie davon, wenn ich ab Februar für sechs Monate 50 % des Teils der GIS-Gebühren, die der ORF enthält, nachweislich einer gemeinnützigen Institution wie http://www.spielsuchthilfe.at zukommen lasse?

Ich werde diesen Text (und, wenn Sie mir das OK dazu geben, auch eine eventuelle Antwort von Ihnen) auf meinem zwar kleinen aber doch von manchen gelesenen Blog veröffentlichen, weil ich glaube, dass eine diesbezügliche auch öffentliche Diskussion dringend not tut.

Mit freundlichen Grüßen

Mag. Franz Strohmeier