Ein paar Anmerkungen eines Uraltposters von derStandard.at (ca. 2500 Postings seit Mitte 2000 – das sollte für eine Rasterfahndung reichen) zu Kommentaren auf Facebook und Tweets von Armin Wolf und Herrn Hebestreit zur Klarnamen- und Qualitätsproblematik in Online-Foren.
Vielleicht bin ich etwas
altmodisch, weil ich nur poste, was ich auch als Leserbrief einschicken könnte
(wobei das natürlich nur sehr bedingt vergleichbar ist) – und weil ich (nur?) vielleicht
drei, vier Mal bewusst untergriffig geworden bin (als Reaktion auf ad hominem
Angriffe) – somit naiverweise glaube, dass die gute Kinderstube ausreichen
sollte.
Aber die Kritiker haben
Recht, es gibt immer mehr Postings in immer mehr Foren, die ein Kopfschütteln
hervorrufen – nur sollte man ein wenig aus dem österreichischen Tageszeitungs-Biotop hinraus gehen und vielleicht ein paar
Diskussionen z.B. auf dem Newsticker von www.heise.de
verfolgen - das entspricht im Vergleich einem alten Antel-Film im Verhältnis zu
den Sachen, die sich heutzutage Schulkinder am Smartphone ansehen können.
Und wenn die Kritik über den Untergang des Postingabendlandes von
Leuten kommt, die selbst monatelang als agent provocateur posten, bekommt diese
Aufregung einen schalen Beigeschmack.
Trotz allem bin ich ein
Verfechter der Möglichkeit, unter einem Pseudonym im Sinne eines Künstlernamens
zu arbeiten. Ich habe den im Standard auch beibehalten, als es da vor einiger
Zeit eine Option zur Umstellung gab.
Warum? Nun, auch ein
Postername hat eine gewisse, lange erarbeitete street credbility (jetzt im
Sinne von Bekanntheitsgrad), die man nicht so einfach über Bord wirft.
Auch geht es manchmal um
Äußerungen, die im Zusammenhang mit der beruflichen bzw. geschäftlichen
Tätigkeit zu Konflikten führen könnten.
Aber ein für mich
wesentlicher Punkt ist auch die auf die Sekunde eingrenzbare Nachvollziehbarkeit
des Postens selbst:
Das Surfen im Internet ist
weitgehend anonym; das ewig lange Tratschen am Gang, der Aufenthalt in der
Kaffeeküche und auch die x. Zigarette im Freien bleiben unregistriert – das Posten
in der Dienstzeit (auch nach dem "Fair-Use-Prinzip") ist es nicht.
Die Zahl derer, die das
Posten als Teil des Berufs und ihrer Aufgabe wahrnehmen können und sollen, ist enden
wollend – und eine Forums-Diskussionskultur mit Postings rein in der Freizeit
und am Wochenende verdorrt meiner Meinung nach sehr schnell.
Was ist aber die Lösung des
Dilemmas, wie geht man vor, um ein Forum (von allen rechtlichen Aspekten jetzt
einmal ganz abgesehen) von hetzerischen, sexistischen und kriminellen Postings
frei zu halten?
Sorry, DIE Lösung habe ich
auch nicht (sonst wäre ich jetzt nach Diktat verreist und suchte mir einen
Venture-Kapitalgeber).
Aber meiner Meinung nach kann
der Weg nur über Qualität statt Quantität gehen – solange Medien über reine
Klickzahlen honoriert werden, haben sie nur die Wahl zwischen zwei Übeln.
Daher ein paar lose
angeordnete Ideen (und sollte mir jetzt jemand mit der Elitarismuskeule kommen –
dem bzw. der erzähle ich gerne per persönlichem Mail etwas über meine
Biographie).
Somit (dass ich dieses Wort
einmal positiv besetzt verwenden muss!):
Rating-Agenturen für Poster!
Die Grundidee besteht darin,
Leserinnen* von Foren ein Profil erstellen zu lassen, welche Postings sie sehen
wollen, je nachdem, ob sie von einem AAA oder einem E-Poster stammen –
eventuell versehen mit einer Option, zufallsgesteuert auch eine bestimmte Zahl
anderer Beiträge zu sehen, um nicht immer im eigenen Saft zu schmoren.
Diese Kriterien ließen sich
auch teilweise von den Forumsbetreibern schon bei der Registrierung erzwingen:
- verifizierter Klarname bzw. verifizierter Klarname gegenüber dem Forumsbetreiber,
- registrierte Mail-Adresse nicht von einem Freemail-Provider (sorry, gmail.com, outlook.com etc. .pp.),
- Zahl der geblockten Postings,
- Zahl der Minus- und Plus-Bewertungen,
- Textqualität der Postings (da gibt die Informationswissenschaft einiges her),
- "Soziogramme" und "Zitationszirkeln" unter den Postern,
- Impact-Faktoren errechnet z.B. auch aus der Tatsache, dass die Forumsteilnehmerin* bloggt, in anderen Foren aktiv ist, twittert,
- "Empfohlen-von"-Adelung durch Moderatorinnen* und Top-Posterinnen*,
- bessere Sortiermöglichkeiten (auch nach Zahl der positiven und/oder negativen Bewertungen auf- und absteigend.
Und was spricht dagegen, die
Teilnehmerinnen* an den Foren beim Posten darüber zu informieren, dass das
Posting vom Rechner mit der IP xxx.xxx.xxx.xxx abgeschickt wurde?
Warum nicht in den Foren auch
transparenter sein, und bekannt geben, wie oft die Daten von Posterinnen* wegen
zivilrechtlicher Ansprüche und/oder strafrechtlicher Verfolgung herausgegeben
werden mussten?
All diese Maßnahmen bedeuten
Aufwand, sie kosten Geld – aber ich vermute mal, sie rechnen sich, wenn man der
Werbewirtschafte nicht nur eine hohe Anzahl von Klicks, sondern auch eine
vielleicht geringere Anzahl von "qualifizierten" Klicks nachweisen
kann.
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